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25. & 30.08.2005 Social Distortion, Backyard Babies, Cooper - München, Georg-Elser-Halle

Im Zeichen extraordinärer musikjournalistischer Aufopferung habe ich innerhalb von 5 Tagen das gleiche Konzert gleich zweimal am selben - beide Male ausverkauften - Ort besucht und konnte mir mit selbstlosem Einsatz aller körperlichen Ressourcen einen umfassenden Eindruck verschaffen. Der 25.08. stand unter dem Zeichen alkoholgeschwängerten Abfeierns, während ich am 30.08. den scharf beobachtenden Analytiker gab. Das Ergebnis fiel in beiden Fällen nahezu identisch aus.

Beeindruckend war schon mal die Menge und das breit gefächerte Spektrum an Leuten, die sich an diesen 2 Tagen in der Halle drängelten. Vom Punkrocker über RockīnīRoller, Greaser, Rocker bis hin zu Studenten und Schnauzbartprolls scheint Mike Ness einen gewissen Nerv zu treffen. Teilweise unglaublich auch, welche Anreise Manche auf sich genommen hatten. So wurde ich am 2. Abend Zeuge, wie etliche Slowenen mit einem schwedischen Pärchen auf Englisch über ihre jeweiligen Szenen radebrechten.

Cooper aus Amsterdam passten definitiv nicht in das Lineup der Tour, ihr öder Poppunk mit höher gelegtem Gesang war ein Reinfall. Klang wie Snuff für Arme.

Die Backyard Babies mag ich eigentlich sehr gerne, allerdings konnten sie mich an keinem der beiden Abende wirklich überzeugen. Das mag daran gelegen haben, dass sie letztlich nur die Wartezeit auf den Meister verlängerten, allerdings habe ich die auch objektiv schon Längen besser erlebt. Nach 35 Minuten war jeweils Schluss und ich schau mir die lieber mal wieder in intimerer Atmosphäre an.

Zu Social Distortion möchte ich vorweg schicken, dass ich keineswegs zu denen gehöre, die vor ein paar Jahren das Flammenhemd entdeckt haben und nun kritiklos alles in dieser Richtung abfeiern. Ich liebe diese Band schon seit über 20 Jahren und habe ihre konsequente Entwicklung hin zum heutigen Status mit großem Interesse und als überzeugter Fan verfolgt. Bei Social Distortion handelt es sich um keinen Schnellschuss, um kein Kopieren irgendwelcher musikalischer Trends, sondern um eine mittlerweile 26 Jahre lange Entwicklung eines völlig eigenen, unverkennbaren Sounds. Mike Ness ist nie Trends nachgehechelt, er hat sie gesetzt. Viele Kritiker, die ausgerechnet ihm Kommerzialisierung und Klischeereiterei vorwerfen, haben noch in die Windeln geschissen, als Mr. Ness seinen Kreuzzug begann, den er bis heute unbeirrt fortsetzt. Man muss Social Distortion und den Hype darum nicht mögen, man muss diese Band und ihren Leader für ihre Konsequenz aber in jedem Fall respektieren. Ich jedenfalls gönne es Mike Ness, dass er jetzt nach all den Jahren etwas vom Kuchen abkriegt.

Beide Auftritte in München waren absolut großartig und Mike Ness hatte mit dem Moment seines Erscheinens die Halle fest im Griff. Geboten wurde ein gelungener Querschnitt aus sämtlichen Schaffensperioden der Band, sogar eins seiner Solostücke war im Set. Natürlich hat jeder seine speziellen Favoriten aus dem reichhaltigen Social-Distortion-Hit-Repertoire und ich hätte - wenn mich denn mal jemand fragen würde - sicher noch einige andere unsterbliche Kracher auf die Playlist gesetzt, wobei fraglich wäre, ob ich das daraus resultierende Jahrhundertkonzert dann noch bei vollem Bewusstsein durchgestanden hätte. Alle Beteiligten auf der Bühne - einschließlich des Keyboarders, dessen Einlagen den Livesound wirklich bereicherten - waren hervorragend aufgelegt und der Chef selbst sprühte vor guter Laune und Begeisterung. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten, zelebrierte den ersehnten RockīnīRoll-Gottesdienst und ermöglichte der Band einen 90-minütigen Triumphzug, der alle Anwesenden glücklich hinterließ. Volle Punktzahl ! Ich habe Social Distortion schon dreimal auf Tour in Deutschland erlebt und es war jedes Mal etwas Besonderes. Wemīs nicht gefällt: Klappe halten und zu Hause bleiben !


Cheesy