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20.09.2003 The Mistreaters - München, Atomic Café

Nach längerer Pause melde ich mich mal wieder mit einem Konzertbericht zu Wort. Nicht dass ich nicht mehr auf Shows unterwegs war, ganz im Gegenteil: während der ersten Hitzeperiode dieses Sommers im Juni stellte ich mit 8 Konzerten in 9 Tagen eine Art persönlichen Rekord auf und auch nach dem Sommerloch gabīs schon das eine oder andere Highlight. Über die großartigen T.S.O.L. mit Chefentertainer Jack Grisham, die einzigartigen Cramps, die glücklicherweise beständig derben Nashville Pussy und noch einige Andere hätte es durchaus Wissenswertes zu berichten gegeben, aber irgendwie konnte ich mich nicht so recht aufraffen und war auch mehr mit Freiluftaktivitäten beschäftigt (sofern man im Biergarten sitzen und Fanzines lesen als Aktivität durchgehen lassen will).

Nachdem mein Flieger aus Samos pünktlich auf dem Münchner Flughafen aufsetzte und ich mir meinen Mund im Augustiner-Biergarten mit 2 Maß Bier vom Fass sauber gespült hatte gingīs Richtung Atomic Cafe. Wegen des an diesem Tag beginnenden Oktoberfestes herrschte absoluter Ausnahmezustand in der Stadt und kaum jeder Zweite war noch in der Lage gerade zu gehen. Lederhosen, Dirndln und Preußen jeglicher Coleur (Baden-Württemberger, Nordrhein-Westfalen, Japaner, Australier u.a.) glücklich vereint und für die wenig trinkfesten Italiener waren sogar waschechte Carabinieri im Einsatz. Oans, zwoa, gsuffa !!!

Das Atomic Cafe ist so eine Art In-Laden mitten in der City in der Nähe des Hofbräuhauses und veranstaltet meistens irgendwelche hippen DJ-Dance-Abende für dementsprechendes Publikum, hin und wieder allerdings finden dort auch richtig geile Konzerte statt und die Location als solche ist schon großartig im 70īs-Trash-Stil gehalten und für coolen Garage-Punk daher durchaus geeignet. Das Atomic Cafe zieht aufgrund seiner Berühmtheit (alle Lindenstrassen-Fans kennen den Namen ja bestimmt schon) auch immer viel neugieriges Publikum von außerhalb und auch Touristen an, so dass bei Konzerten mitunter eine kuriose Mischung im Auditorium ist, immer auch etliche Leute, die die Band überhaupt nicht kennen und mit der dargebotenen Musik eigentlich auch nix anfangen können. So waren diesmal 2 zünftige Burschen mit Lederhosen am Start, denen hatīs aber offensichtlich gefallen im Gegensatz zu den bieder wirkenden Jungs vom Land, die sich schon beim 2. Song ins hinterste Eck zurückgezogen und sich die Ohren zugehalten haben. Haha, selber schuld !

Ich besaß bereits die hervorragende 1. LP der Mistreaters "Grab them Cakes" und auch die Zweite wird mit Lob geradezu überhäuft und so standen sie nun endlich frisch aus den Gossen Wisconsins auf der Bühne des Atomic Café. Und die Typen meinen es absolut ernst und versprühen einen herben, aber äußerst sympathischen und ungekünstelten Assi-Charme, der durch die Musik und deren intensive Darbietung eindrucksvoll unterstrichen wird. Geboten wird Garage-Blues-Punk der brutalsten und nachdrücklichsten Form und das mit echter Hingabe und Spielfreude. Lange nicht mehr hat mich ein Konzert vom ersten Ton an dermaßen in seinen Bann gezogen und so warīs auch leider viel zu schnell zu Ende.

Ein Besucher machte sich während des Gigs über das angebliche Wasser lustig, das der völlig manische Sänger in einem Halbliterbecher auf der Bühne stehen hatte. Das ließ dieser sich natürlich nicht gefallen, zwang den Spötter zu einer Kostprobe, bei der sich die Flüssigkeit als hochprozentige Spirituose entpuppte, worauf eine Entschuldigung fällig war. Großartig und passt perfekt ins Bild: mit einer Kunststudenten-Weicheier-Band haben wir es hier garantiert nicht zu tun.

Mit einem Mistreaters-T-Shirt ausgestattet machte ich mich auf den Weg zur mit Bierleichen gepflasterten S-Bahn und ich hatte meinen Urlaubs-RockīnīRoll-Entzug zur höchsten Zufriedenheit ad acta gelegt.


Cheesy