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09.10.2003 Hanson Brothers - München, New Backstage

Fast wäre ich in eine unfassbare Katastrophe geschlittert ! Heute mit dem Auto unterwegs wunderte ich mich schon, dass auf der gesamten Friedenheimer Brücke unüblicherweise kein Parkplatz mehr zu finden war und die scheinbar unglaubliche Popularität der Hanson Brothers überraschte mich ebenso angesichts der Menschenmenge, die sich ums Backstage rumtrieb. An der Halle musste ich dann sogar - von der Security angewiesen - draußen anstehen bis ich zur Kasse vorgelassen wurde.

Ich war mittlerweile zunehmend irritiert vom nach außen dringenden Weichspüler-Heulsusenpop und der Art von Leuten, die mit mir anstanden, bis schließlich kurz vor Erreichen der Kasse ein Typ auf mich zukam, der mich - wohl durch Alter und Lederjacke alarmiert - fragte ob ich zu "Tomte" oder den Hanson Brothers wolle, da Letztere nicht in der Halle sondern im Club spielten. Da wärī ich doch um ein Haar bei der Studenten-Warmduscher-Selbstmitleid-Vorzeigecombo gelandet, puh, das war knapp !

Der Club war für die Hanson Brothers selbstverständlich auch das geeignetere Umfeld, um eine coole Punkrock-Party abzuziehen und der füllte sich auch gut ohne vollgestopft zu sein. Auf eine Vorband wurde verzichtet und gegen halb zehn standen die kanadischen Eishockey-Maniacs auf der Bühne, die auf die Nachfrage nach Dauerkarteninhabern des örtlichen EHC allerdings einen herben Dämpfer hinnehmen mussten - keiner wollte sich outen !

Musikalisch gabīs inklusive Zugaben eineinhalb Stunden blitzsauberen Ramones-Punk auf die Glocke, wobei mitunter die klassischen Pfade auch mal variiert wurden und manchmal klangīs für mich nach "Youth Brigade" zu "Sink with California"-Zeiten, lag wohl am Sänger. Dem "King of the Punkrock-Scene" Joey Ramone wurde konsequenterweise ein eigenes Lied gehuldigt und mittels eines Posters "Super Respect" gezollt.

Schön zu sehen, dass so perfekte Musiker wie die nicht mehr ganz jungen Wright-Brüder, die bei "No Means No" ja eher konstruierte und bisweilen verkopfte Musik machen (die live aber durchaus knallt), ordentlich Spaß in den Backen und definitiv den richtigen Spirit haben. Ein wenig nervig finde ich allerdings die wenig spontanen und routiniert einstudiert wirkenden Comedy-Einlagen, die wohl so oder so ähnlich jeden Abend über die Bühne gehen (vergleiche "Dickies", aber die dürfen das !) und mit dem Abpfiff des Eishockey-Schiedsrichters ein Ende finden. Ist wohl mehr Alte-Herren-Humor und ich findīs eigentlich sehr beruhigend, dass ich das noch nicht witzig finde.

Nichtsdestotrotz kurzweilige 90 Minuten, auch wenn das Publikum ein wenig lasch war. Da hatte sich wohl die lähmende Slacker-Aura von "Tomte" bis in den Club übertragen oder hatten einige Studentenhippies tatsächlich den Eingang verwechselt? Es ist eigentlich ein Armutszeugnis, aber auch irgendwie bezeichnend für die heutige Zeit, dass ältere Herrschaften zeigen, wo der Punkrockhammer hängt, während die schweigende Mehrheit von Trendkaspern beklemmend artikulierte Betroffenheitsballaden abfeiert. Ich weiß jedenfalls, wo ich stehe.


Cheesy